Die SchülerInnen des Deutsch-LK am Clara-Schumann-Gymnasium besuchten, begleitet von Gerlinde Person-Weber, die Lesung des preisgekrönten Autors Saša Stanišić. Dieser Abend war ausgesprochen kurzweilig, die Lesung: eine perfekte lebendige Performance, die Appetit auf die Werke des Autors machte. Zunächst wurde der Schriftsteller, der bosnisch-deutsch spricht und als Sohn eines serbischen Vaters und einer bosnischen Mutter mit 14 Jahren nach Deutschland kam und damals kein Wort Deutsch sprach, vorgestellt. Dann ergriff der Autor das Wort. Von Beginn an zog er das aus rund 500 Zuhörenden bestehende Publikum durch sein sympathisches, humorvolles und auch enthusiastisches Auftreten in seinen Bann. Besonders beeindruckend war, wie authentisch die verschiedenen Charaktere sind, die er in ihren Lebenssituationen porträtiert, viele davon Freunde des Autors, zuweilen auch der Autor selbst. Stanišić erklärte im Interview, dass Authentizität für ihn eine entscheidende Rolle bei der Recherche für seine Werke spiele. Einmalig sind die Fantasie und der „grundlegende Optimismus“, der die Figuren umgibt, schlussendlich würden sie, so der Autor, zu Repräsentanten eines gelungenen gesellschaftlichen Miteinanders, in welchem den ProtagonistInnen mehr gelingt als ihnen zugetraut wird. Dieser tröstliche Aspekt hat den Autor auch in Sprache und Literatur Heimat finden lassen. Eine politische Note prägt das Werk von Saša Stanišić auch, es beinhaltet Gesellschaftskritik, verliert dabei nie den inspirierenden Charakter für Lesende. Der Autor hat inzwischen für seine preisgekrönte Kunst des Erzählens ein großes Publikum gewonnen. Dieser wunderbare Abend zeigte: Saša Stanišić macht Literatur zum Erlebnis. Abgerundet wurde die Lesung dadurch, dass der Autor seine Werke signierte, so auch den soeben erschienenen Erzählband „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“.